16 Tage gegen Gewalt an Frauen: Hilfe ist immer möglich!

Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen: Frauen-Landesrätin Sara Schaar, Landesfrauenbeauftragte Martina Gabriel und Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner (von links) - Fotohinweis: Büro LR.in Schaar

„Häusliche Gewalt nimmt zu, um die Feiertage steigen die Zahlen leider meist noch mehr. Umso wichtiger ist es, zu sensibilisieren und vor allem zu vermitteln: Gewalt ist kein Tabuthema, es ist ein gesellschaftliches Problem. Unter Gewalt sind dabei nicht nur körperliche Übergriffe zu verstehen, Gewalt kann auf vielen Ebenen stattfinden, etwa auch auf psychischer oder ökonomischer Ebene. Zögern Sie bitte nicht, wenn Sie Gewalt erfahren oder beobachten. Es gibt Wege aus der Gewalt, es gibt Anlaufstellen, die kostenlos und anonym, schnell und unkompliziert helfen“,

appellieren Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner und Frauen-Landesrätin Sara Schaar anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, die am 25. November beginnen.

Es braucht mehr Gewaltschutz

Weltweit wird jedes Jahr zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen (25. November) und dem Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) mit verschiedenen Aktionen auf das Thema Gewalt aufmerksam gemacht. In Österreich ist jede fünfte Frau körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt, so eine Auswertung der Autonomen Frauenhäuser Österreichs. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut polizeilicher Kriminalstatistik 29 Frauen ermordet, zum überwiegenden Teil von Personen, zu denen eine Beziehung oder ein familiäres Verhältnis bestand.

„Im Rahmen der Landesfrauenreferentinnen-Konferenz vergangene Woche wurde erneut ein Antrag zum Thema Gewaltschutz einstimmig beschlossen, in dem zum einen in Abstimmung zwischen Bund und Ländern Prävention als Querschnittsmaterie verstärkt in allen politischen Feldern verankert wurde und Sensibilisierung bereits in jungen Jahren in Bildungseinrichtungen erfolgen soll“,

berichtet Schaar.

Bilanz der Frauenhäuser

Sozialreferentin Prettner zur Situation in Kärnten:

„In den vier Kärntner Frauenhäusern wurden 2022 in den ersten drei Quartalen 103 Frauen mit 76 Kindern betreut. 2021 waren es im Vergleichszeitraum 93 Frauen mit 79 Kindern. Das entspricht einer Steigerung von 10,7 Prozent. Dennoch gibt es bei Bedarf immer freie Plätze. Zögern Sie nicht, sich an die Einrichtungen zu wenden“,

so Prettner.
Um Kindern und Jugendlichen, die Opfer von physischer, psychischer und/oder sexueller Gewalt geworden sind, eine möglichst wohnortnahe Hilfe zu bieten, wurde kürzlich das fünfte Kinderschutzzentrum in Kärnten in Spittal an der Drau eröffnet. Das Angebot reicht von telefonischer Beratung und Information über psychologische Krisenintervention bei akuten Fällen von Gewalt bis hin zu psychotherapeutischer Behandlung.

„In das Projekt, dessen Baubeginn im April 2021 erfolgte, wurden insgesamt 1,7 Millionen Euro investiert“,

informiert Prettner.  

Beratungshotline auf SPAR-Kassabons

Auch bei der zu Beginn der Pandemie ins Leben gerufenen Kärntner Beratungshotline für Frauen* und Mädchen*, die unter 0660/244 24 01 rund um die Uhr erreichbar ist, und der Frauenhelpline zeigt sich ein Anstieg. Zwischen 1. Jänner und 30. September sind heuer 201 Anrufe aus Kärnten eingegangen, im gleichen Zeitraum 2021 waren es 173 Anrufe. SPAR Kärnten druckt auch heuer im Aktionszeitraum 16 Tage lang die Nummer der Beratungshotline auf Kassabons und hilft auf diesem Wege mit, zur breiten Sichtbarkeit dieses Unterstützungsangebotes beizutragen.

Aus der Praxis

Die Einschränkungen während der Pandemie haben Gewalteskalationen ansteigen lassen und wirken bis jetzt nach, führen Daniela Bernhard, psychosoziale Beraterin, und Angelika Rauberger, juristische Beraterin der Frauenberatungsstelle Belladonna in Klagenfurt, die auch Opferschutzstelle bei sexueller Gewalt ist, aus:

„Die Eskalationsstufen reichten von extrem kontrollierendem Verhalten über lautstarke verbale Attacken bis hin zu körperlichen Gewalthandlungen. Die Auswirkungen werden für uns oft erst jetzt sichtbar, nachdem sich die (Wohn-)Situation durch die Aufhebung der Lockdowns, lange Quarantänezeiten, Homeschooling wieder mehr entspannt hat und mehr Freiraum für die Betroffenen zur Verfügung steht. Die bewusste Wahrnehmung der Geschehnisse kommt oft erst dann, wenn die Betroffenen für sich aus der Gewaltsituation aussteigen konnten.“

Zusätzlich steigere nun die Teuerung das Potenzial für Gewalthandlungen durch Frust und Perspektivenlosigkeit, mehrdimensionale Abhängigkeiten erschweren jedoch die Veränderung von Beziehungen oder des sozialen Umfeldes.

Frauen stärken

„Eine der Hauptursachen für Partnergewalt und das Verbleiben in einer Gewaltbeziehung ist Abhängigkeit. Wir müssen umdenken, uns als Gesellschaft von alteingesessenen Strukturen und Rollenklischees lösen. Männer und Frauen sind gleichwertig, dass muss sich auch bei der Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und gleichen Löhnen für gleichwertige Arbeit widerspiegeln“,

sagt Schaar.
Landesfrauenbeauftragte Martina Gabriel pflichtet bei:

„Sensibilisierung ist ein wichtiger Schlüsselfaktor. Deshalb fördern wir Projekte zu Gewaltprävention und finanzieller Unabhängigkeit und setzen das ganze Jahr Maßnahmen, um stereotype Rollenbilder aufzulösen und Frauen in einem unabhängigen, selbstbestimmen Leben zu stärken.“

Aktivitäten des Frauenreferates

Das Referat für Frauen und Gleichstellung hat heuer anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt verschiedene Projekte initiiert: Am 25.11. wird zur Klagenfurt-Premiere des Theaterstückes „Windhöhe“ des TAT WORT THEATERS geladen, das unter anderem Gewalt an Frauen thematisiert. Außerdem finden wieder kostenlose Themenfilmabende im Volkskino Klagenfurt (2. bis 4. Dezember) und im Filmstudio Villach (5. bis 7. Dezember) statt. Die Kärntner Landesregierung schließt sich heuer bereits zum fünften Mal der weltweiten UN-Women-Kampagne „Orange The World“ an. Überall auf der Welt erstrahlen Gebäude in orangem Licht, um ein deutliches Zeichen gegen Gewalt zu setzen, so auch das Regierungsgebäude und heuer erstmalig auch der Landhaushof in Klagenfurt.

Investitionen in Gewaltschutz

Jährlich werden vom Land Kärnten rund 2,75 Millionen Euro in Förderungen der Frauenhäuser, Projektförderungen von Frauenberatungsstellen sowie öffentlichkeitswirksame Sensibilisierungsmaßnahmen investiert. Prettner und Schaar betonen:

„Es gibt Hilfe – und die Perspektive auf ein gewaltfreies, angstloses Leben!“

Info:
Quelle: LPD Kärnten